Allgemein Kultur-, Medien- und Netzpolitik

Schauspielhaus: Schließung abgewendet

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Das Schauspielhaus muss Geld sparen. Das ist ärgerlich – aber gleichzeitig eine Chance.

Hamburg spart. Denn Hamburg gibt mehr aus, als Hamburg einnimmt. Das verlangt nach klaren Prioritäten. Wir sparen kaum im Sozialen, Bildung wird ausgebaut und die Kultur bekommt weiterhin viel Geld.

Trotzdem gibt es eine bittere Pille: Die Kürzungen beim Schauspielhaus. Ich finde aber, dass darin auch eine Chance liegt. Und es freut mich, dass es auch im Rathaus jetzt Einigkeit darüber gibt, dass das Schauspielhaus weiterhin mit einer eigenen Intendanz rechnen kann.

Besonders ärgerlich war der überhastete Rücktritt von Schauspielhaus-Intendant Schirmer. Damit hat er seiner Mannschaft einen echten Bärendienst erwiesen. Die Kulturpolitik hätte während der Sparklausur einen starken Intendaten gebraucht, der interveniert, nicht einen, der die Brocken hinwirft.

Um es klar zu sagen: Wegen der im Schauspielhaus nötigen Investitionen von ca.16 Millionen Euro für die Obermaschinerie gab es auch Stimmen im Rathaus, die die Schließung des Schauspielhauses nicht ausgeschlossen haben. Wir haben als Schwarz-Grüne Koalition diesen Gedankenspielen einen Riegel vorgeschoben, indem wir diese 16 Millionen Euro im nächsten Haushalt zur Verfügung stellen werden.

Für das Schauspielhaus kommt es jetzt darauf an, dass eigene, künstlerische Profil zu stärken. Denn gleichzeitig mit den Kürzungen tritt die Kulturtaxe in Kraft. Ich werde  mich dafür stark machen, dass neue Theaterproduktionen daraus finanziert werden können. Dass kann große Teile der Kürzungen auffangen helfen.

Außerdem kann das Schauspielhaus seine Einnahmesituation verbessern. Mit hochwertigerer Gastronomie ließe sich zum Beispiel einiges machen. Der Zuzug des Ohnsorg-Theaters im Sommer 2011 genau gegenüber bietet Möglichkeiten. Und last not least gibt es Private, die, ohne gleich Einfluss auf das Programm zu nehmen, für manche Zuwendung zu haben sind.

Ja, die Kürzungen beim Schauspielhaus sind ärgerlich. Dennoch müssen Sie nicht das Ende bedeuten. Denn das ist zunächst einmal, dank Schwarz-Grün, abgewendet.

35 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Marie Schwesinger sagt:

    Sehr verehrter Herr Müller,
    Sie reden davon Schwarz-Grün habe die Schließung des Deutschen Schauspielhauses abgewendet, doch ich sehe in Ihrer Stellungnahme keine konkreten Fakten, nur Versprechungen und die klingen für mich leer, weil Sie von Unkenntnis und Verschleiherung sprechen.
    1. Wenn Sie meinen das haus bekomme 16 Mio, geht es da um die Erneuerung der Bühnentechnik und das ist ein dringend notwendige Maßnahme, damit den Schauspielern das Dach nicht auf den Kopf fällt. Diese 16 Mio gehen jedoch nicht in die Personal-und Produktionsfinanzierung, sprich: Wenn die Kürzung um 1,2 Mio aufrecht erhalten bleibt, hat das Schauspiehaus bald tolle neue Technik und einen tollen neuen Bühnenturm, aber entweder keine Schauspieler mehr (1,2 Mio entspricht noch nicht mal den Gehältern von ALLEN Schauspielern) oder keine Stücke mehr (Junges Schauspielhaus muss schließen, nur noch 2 Produktionen pro Jahr auf der großen Bühne).
    Das wurde jetzt schon so oft gesagt, dass es langsam nervt. Werdet euch doch bitte mal der Konsequenzen so grotesker Sparmaßnahmen bewusst, anstatt ein gutes Rhetorik-Buch zu lesen.
    2. Kulturtaxe: der Bürgermeister hat in seinem Finanzplan nichts von Unterstützung des Schauspielhauses und anderer Kultureinnahmen gesagt, allein 25 % soll in Marketing gehen, damit sich noch mehr Leute The lion King made in Hamburg angucken, weil in Hamburg offenbar nur Massenkultur bald existieren wird. Sie machen sich stark. Das ist schön, machen Sie mal, aber erwarten Sie keine Lorbeeren, wenn Sie erst eine Streichung des Etats von 1,2 Mio durchwinken und dann vielleicht 300000 hinwerfen.
    3. Ein eigener Intendant: Wer halbwegs gescheite Intendant kommt denn jetzt ans deutsche Schauspielhaus, wenn er entweder kein Ensemple, keine Jugendarbeit oder sich jedes Jahr nur 2 Stücke aussuchen kann. mal ehrlich.
    4.“künstlerisches Profil Stärken“: Das Junge Schauspielhaus genießt große Population unter den hamburger Schulen, Schülern, Studenten und Bürgern. 90% Auslastung, nachgespräche, Initiativen, Vebindung von Kultur, Bildung und Politik. Dieses Profil soll geschlossen werden.
    Ihr einziger konkreter Vorschlag ist die „hochwertige gastronomie“. Ne Kantine für die Mitarbeiter und Co wird bleiben müssen, vorausgesetzt es wird noch Mitarbeiter geben. Im gegensatz zum Thalia besitzt das Schauspielhaus bereits ein öffentliches Café/ Restaurant. Hier findet man immer wieder gemischtes Publikum, die Preise sind fair. Wenn die gehobe Gastronomie à la Tarzan hier rein soll, möchte ich Sie darauf hinweisen, dass nicht so viele Hamburger „Pfeffersäcke“ (Zitat zeit Online) ins Schauspielhaus kommen und bei Premierenfeier reich und arm die Kantine gut genug ist.
    Sehr verehrter Herr Müller,
    Sie klingen bemüht um das Wohl der Hamburger Bürger, aber nach der Stellungnahme Herrn Kerstans glaub ich nicht mehr dran. Selbst die Medien wie die Zeit online, schreibt von der offensichtlichen Inkompetenz des Herrn Stuth, der 4 Wochen im Amt Entscheidungen fällt und offenbar Unterschriften verteilt, jedoch keine Ahnung über die Konsequenzen der möglichen Kürzungen hat. So musste man ihm beim Schauspielhaus erst einmal erklären, dass man durch ein bisschen Umstrukturierung in der Organisation nicht 1,2 Mio einspart und das das Junge Schauspielhaus schließen müsste. Ehrlich, wie können Sie zu so einem Mann und seinen Entscheidungen stehen, wenn alle Medien (nicht nur die zeit, sondern auch das hamburger Abendblatt, die taz etc) außer vielleicht der Bild die Unfähigkeit beschreien.
    Ich verstehs nicht. Und ich glaube nicht, dass ich je wieder die grünen wählen werde, wenn das die Kulturpolitik ist die man zu erwarten hat und einem Rhetorik statt Fakten entgegen kommen. Doch ich wär sehr gespannt auf Ihre Antwort. Wirklich. Ohne ironie. Schreiben Sie mir. Gerne. Nur bitte ohne Floskeln.

  2. Janning Kahnert sagt:

    Sehr geehrter Herr Müller,

    höre ich da raus, dass Sie uns auch ein bisschen für den Rücktritt unseres Intendanten mitverantwortlich machen? Glauben Sie wirklich, dass das als Argument taugt? Falls nicht und Sie das nur aus Mitgefühl geschrieben haben: Keine Sorge, wir fahren im Moment ganz gut ohne.

    Wie kommen Sie darauf, uns Vorschläge zu Einnahmenssteigerung zu machen? Tu ich das in Ihrem Gebiet? Um diese Dinge kümmert sich bei uns eine ganze Reihe von sehr kompetenten Leuten, die Zugang zu den notwendigen Informationen haben! Nur am Rande sei bemerkt: wir liegen mit unserer Kostendeckung über dem bundesweiten Durchschnitt der Staatstheater.

    Was ich aber eigentlich meine, ist: Wir haben doch beide einen Job! Lassen Sie uns den doch tun! Ich tu meinen gern, und Sie tun grad alles dafür, dass ich meinen bald nicht mehr tun darf. Zumindest nicht in Hamburg.

    Wissen Sie, Herr Müller, mit Ihrem Bedürfnis nach Lob übertreffen Sie die größten Diven bei uns am Haus:

    Sie haben die Kosten für einen schon längst beschlossenen und dringendst notwendigen (ich kann Ihnen gern mit ein paar Anekdoten aus den letzten Monaten den Zustand des Bühnenhauses veranschaulichen) Umbau tatsächlich nochmal „im Haushalt zur Verfügung gestellt“. Danke!

    Sie haben „die Schliessung abgewendet“ (stimmt noch nicht, Vorsicht, ich werde in ein paar Jahren an Sie denken), die Sie selbst eingeleitet haben (das stimmt). Danke!

    Sie haben den Überlegungen zur Schließung im Rathaus einen Riegel vorgeschoben? Wessen? Der Opposition? Haben Sie nicht gesagt, soll ich aber denken? Also im Grunde hat uns die schwarz-grüne Koalition – die Obszönität des Gedankens wird mir erst beim Tippen richtig klar — gerettet?

    Was waren nochmal frühere Überlegungen? Museum der Arbeit? Kampnagel? Und wofür haben sich die Grünen dann nochmal stark gemacht?

    In großer Vorfreude auf eine Replik und mit freundlichem Gruß,

    Janning Kahnert.

  3. Janning Kahnert sagt:

    Sehr geehrter Herr Müller,

    ich hab einen gefunden! Herr Goldberg war zum Beispiel für die Schließung, nicht wahr? Dem haben Sie also einen Riegel vorgeschoben, ja? Als schwarz-grüne Regierung? Das scheint der Herr aber anders zu sehen..

    Herr Müller, ich würde mich wirklich über eine Replik freuen, aber nur auf Augenhöhe, ja?

    Janning Kahnert.

  4. Farid Müller sagt:

    Sehr geehrte Frau Schlesinger,
    ich kann Ihre Wut und Enttäuschung gut verstehen, ich kann Ihnen meinerseits versichern, dass wir Grünen nicht gerne Institutionen Geld wegnehmen. Sparen in öffentlichen Haushalten macht selten Spaß. Aber egal wer jetzt regieren würde, um diese objektive Tatsache, dass wir strukturell über 500 Mio.€ zuviel jedes Jahr ausgeben, kommt niemand mehr herum Die ganze Sache wurde noch durch die Steuersenkungen der schwarz-gelben Bundesregierung verschärft, die kostet Hamburg einen 2-stelligen Millionenbetrag jährlich. Und ganz ehrlich, wir Grünen werden ja auch dafür gewählt, gerade in schwierigen Zeiten, gemeinwohlorientiert zu handeln und keine Lobbygruppen einseitig zu bedienen.
    Sie sehen natürlich erst einmal nur ihre Situation im Schauspielhaus, als Abgeordneter muss ich jedoch auch den Gesamtblick haben. Und da bin ich schon sehr froh, dass es den Grünen gelungen ist, keine Kürzungen im Sozialbereich zu zulassen. Übrigens kommt das gerade den Kindern und Jugendlichen zugute, die bei „Hänsel und Gretel“ auf Ihrer Bühne so brillierten. Darüber investieren wir in bessere Schulen mit mehr Lehrern und kleineren Klassen (macht sonst kein Bundesland zur zeit!). Wir investieren auch in das Kitasystem mit 2-stelligen Millionenbeträgen zusätzlich und wir haben unterm Strich mehr Geld für Kultur als vor dem Regierungsantritt der GAL. Das nur mal vorab, um auch mal einen Gesamtblick zu wagen, den die Wählerinnen und Wähler auch von ihrem Abgeordneten erwarten dürfen.

    Jetzt noch zu ein paar konkreten Punkten:

    Die 16,5 Millionen für die Obermaschinerie halten Sie für überfällig und selbstverständlich. Das erste stimmt, das zweite leider nicht. Dieser Betrag war und ist nicht im Investitionshaushalt der Kulturbehörde vorgesehen gewesen. Und in dieser Höhe war er auch nicht einfach zu beschaffen. Zumal da auch noch andere Summen im Raum standen. Mit meinen Kollegen, die für Kultur und Medien in GAL und CDU streiten, haben wir dafür Monate gekämpft, dass die Millionen zur Verfügung gestellt werden. Das war nicht öffentlich, aber sie können es mir gerne glauben.
    Jetzt zum Thema Kulturtaxe, ich habe glaube ich deutlich gesagt, dass wir Grünen und ich uns dafür einsetzen werden, dass das Schauspielhaus seinen künstlerischen Etat mit Projektmitteln für Theaterproduktionen aus den Einnahmen der Kulturtaxe teilweise kompensieren kann. Da wir erst jetzt an den Details dieser Kulturtaxe arbeiten, kann es da auch noch keine konkreten Zusagen geben. Zumal das Schauspielhaus ja auch erst mal prüfen muss, welche Theaterproduktionen sich dafür eignen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass das mehr werden kann, als Ihre genannte Summe.
    Und zuletzt noch etwas Grundsätzliches: Es ist ja glaube ich durchgedrungen, dass es eine gewisse Unzufriedenheit mit der Führung des Hauses gab und gibt. Ich glaube, dass es noch Spielraum nach oben gibt, die Einnahmesituation des Hauses zu verbessern. Dass wird durch die Kürzungen jetzt etwas dringlicher, als es im Haus bisher angegangen wurde. Das ist nicht Ihre Schuld, aber wie so oft, müssen Managementversäumnisse woanders ausgebadet werden. Ich bin aber zuversichtlich, dass diese Optimierung der Einnahmen gelingen kann. Ich gehe deshalb nicht davon aus, dass es zur Schließung des Jungen Schauspielhauses kommen muss, sondern, dass sich die bisherige Finanzierung etwas verschiebt, weniger feste Mittel von der Stadt, mehr projektbezogene Mittel aus der Kulturtaxe und zusätzliche Einnahmen.

    Sie haben mir Floskeln vorgeworfen, ich hoffe, sie sind mit diesen weiteren Worten von mir etwas zufriedener oder zumindest erkennen Sie an, dass ich dafür eintrete, dass das Schauspielhaus ein gute künstlerische und finanzielle Zukunft hat.
    Ihr
    Farid Müller

  5. Farid Müller sagt:

    Sehr geehrter Herr Kahnert,
    ich lese viel Verbitterung aus Ihren Zeilen, ich will gerne auf einige Punkte Ihres Kommentars eingehen, vielen Fragen habe ich aber dann schon in anderen Antworten gegeben.

    Die erste Frage, warum ich mich als Abgeordneter in die finanziellen Fragen des Schauspielhauses einmische? Nun ja, die Bürgerschaft, als die Volksvertreter haben die Hoheit über den Haushalt und seine Verteilung.
    Wenn nun ein Zuwendungsempfänger (der mit Steuergelder einen Hauptteil seines Etats bestreitet) mit seinem Geld nicht hinkommt bzw. seine eigene Kalkulation nicht stimmig ist, so ist es ratsam, sich ein Gedanken zu machen.
    Das ist ein ganz normaler Vorgang, den selbst die AIDS-Hilfe gegenüber Senat und Bürgerschaft leistet.

    Und nein, Ihre Interpretation, ich würde den Mitarbeitern indirekt die Schuld am Abgang von Herrn Schirmer geben, ist falsch. Kulturbehörde, interessierte Abgeordnete, die Mitarbeiter und der zukünftige Intendant oder Intendantin sollten jetzt (auch gerne zusammen) Wege finden, wie durch einen künstlerischen Neustart gleichzeitig mehr Besucher ins Haus gelockt werden können. Das würde die Einnahmesituation jedenfalls schon mal erheblich verbessern. Zur Kulturtaxe und der Obermaschinerie lesen Sie bitte meine Zeilen oben.

    Ihr
    Farid Müller

  6. Ulrich B. sagt:

    Lieber Herr Müller,

    das Schauspielhaus ist die wichtigste Kulturinstitution in Hamburg und eine der wichtigsten Sprechbühnen des deutschsprachigen Raumes. Dermaßen brachiale Sparpläne machen das Schauspielhaus kaputt, sie retten es nicht. Kein Theater könnte eine solche Summe irgendwie erwirtschaften oder einsparen, ohne dass es künstlerisch vor die Hunde geht. Vielleicht hat das Haus nicht besonders gut gewirtschaftet, vielleicht hat es auch künstlerisch in den vergangenen Jahren nicht genügend Glück gehabt. Aber in der Kunst geht es eben nicht um wirtschaftlichen Erfolg oder darum, Publikumsrenner auf Kosten der Qualität zu produzieren. Das Theater ist einer der wenigen Orte, wo Angst, Versagen, Trauer und zweckloses Handeln öffentlich thematisiert werden können. Diese Themen sind sonst Tabu, gehören aber zum Menschsein. Eine Gesellschaft, die sich solche Orte nicht leistet, verroht. Es ist Aufgabe des Staates, solche Orte zu bezahlen und ihnen langfristige Sicherheit zu geben. Ihr realpolitischer Ansatz geht deshalb hier komplett in die Irre. Es geht um 1,5 Millionen. Eine lächerlich kleine Summe, wenn man bedenkt, für welche Werte sie ausgegeben wird. Die Elbphilharmonie hätte kostendeckend gebaut werden können, wenn man statt fünfgeschossigem Parkhaus mit Elbblick Büros im Kaispeicher geplant hätte. Die HSH Nordbank hat in krimineller Weise Milliarden verbrannt. Kein Verantwortlicher wird zur Rechenschaft gezogen. Das sind die eigentlichen Skandale, mit denen Sie sich beschäftigen sollten. Das Schauspielhaus ist das falsche Sparschwein, es gibt fettere Schweine, die zu schlachten mehr bringt.

    Viele Grüße,
    UB

  7. Farid Müller sagt:

    Lieber Herr Ulrich B.,
    danke für Ihre Zeilen, ich weiß, dass diese Realpolitik des Einsparens nicht gut ankommt, und glauben Sie mir, ich hätte gerne darauf verzichtet. Nur, es gab halt die eine bestimmte Summe, die auch im Kulturbereich eingespart werden musste (und wenn nicht da, dann woanders). Das Greinen über die Elbphilharmonie ist vergossener Wein, weil diese Fehler vom Vorgängersenat (Allein-CDU) begangen wurden und nun nur noch eindämmbar sind, aber nicht mehr rückholbar sind. Die Verträge gelten und egal wer regiert in dieser Stadt, es ist jetzt billiger das Haus zu Ende zu bauen, als eine Bauruine stehen zu lassen. Im übrigen wird auch der Etat der Elbphilharmoniekonzerte um 200.000€ gekürzt.
    Und was die HSH-Nordbank betrifft (ich sitze im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss) muss gesagt werden, dass der verantwortlich Vorstand ja längst entlassen wurde und die Staatsanwaltschaft ermittelt. Ob Managementfehler nun justiziabel sind, das wird sich noch herausstellen. Ich hoffe sehr! Nur Geld aus dem Haushalt hat die HSH-Nordbank deswegen nicht erhalten. Wir haben mit Schleswig-Holstein zusammen einen Fonds gegründet, der die Eigenkapitalerhöhung über einen Kredit finanziert sowie eine Bürgschaft bereitstellt.Kreditzinsen und Bürgschaftskosten werden von der Bank jährlich aus den laufenden Kosten bezahlt und beide Länderhaushalte werden damit bisher nicht belastet. Dies nur zu den Sparschweinen, die Sie zu Recht in die Diskussion eingebracht haben.
    Und nun zu dem Argument, Kunst braucht einen verlässlichen finanziellen Rahmen und darf nicht allein auf Wirtschaftlichkeit basieren. Sie haben da zum großen Teil recht. Nur müssen und sollten die Einnahmen nicht ausschließlich über Steuergelder laufen, die Frage, wie und ob man im Schauspielhaus wieder einen größeren Abostamm aufbauen kann, gehört genauso dazu, wie die Frage, ob man durch eine Neuverpachtung der Gastronomie mehr finanzielle Spielräume für das Haus erarbeiten kann. Auch institutionelle Partnerschaften mit Unternehmen sind da eine Möglichkeit, sich unabhängiger zu machen. Und eines darf man auch nicht vergessen, das Thalia Theater kommt mit einem kleineren Budget klar und sie haben auch Erfolg. Also, was ich erwarte vom zukünftigen Intendanten der größten deutschen Sprechbühne, ist ein Vision und ein Konzept, wie das Haus sich solche Spielräume erarbeitet. Und wie oben schon beschrieben, wird es bei der Kürzung von 1,5 Mio.€ nicht bleiben, ich werde mich dafür einsetzen, dass es Mittel aus der Kulturtaxe für Theaterproduktionen geben wird.
    Mit herzlichen Grüßen
    Farid Müller

  8. Janning Kahnert sagt:

    Sehr geehrter Herr Müller,
    Herr Stuth benutzt das Thalia-Argument auch nicht mehr öffentlich, seitdem es auf unserer Betriebsversammlung von Frau Vehrs (Thalia-Betriebsrat) und auch zu anderen Gelegenheiten eindrucksvoll als Unsinn entlarvt wurde. Das will ich nicht alles wiederholen, nur soviel:
    Man kann mit 10 Euro einen tollen Theaterabend machen!
    Und am anderen Ende der Skala wären an der Wiener Burg, die im Jahr knapp 50 Millionen Subvention bekommt, Kürzungen von 3 Millionen für etliche Kollegen genauso existenzbedrohend und katastrophal wie eine Million bei uns!
    Warum? Weil Institutionen sich unterscheiden! Anders gewachsen, unterschiedlich groß, mit unterschiedlichem Profil und Auftrag! Wir brauchen das Geld nicht, um kreativ zu sein, sondern um Verträge zu bezahlen! Und um das Ensembletheater weiter zu verwirklichen, das sich diese Stadt vor 110 Jahren gegeben hat! Das Schauspielhaus braucht traditionell etwas mehr Geld als das Thalia, dafür hat es auch Kartenpreise für Jugendliche, von denen das Thalia nur träumen kann! Unser Publikum ist ein völlig anderes! Das müsste Sie doch als Grüner aufjubeln lassen!
    Übrigens, wenn Sie sagen: das Thalia kriegt weniger und ist auch erfolgreich, disqualifizieren Sie sich noch auf einer anderen Ebene: wie definieren Sie Erfolg? Theatertreffen-Einladungen? Also künstlerisch? Da hat der Staat sich rauszuhalten. Zuschauerzahlen? Steigen seit fünf Jahren und sind nicht niedriger als zu unseren legendären Glanzzeiten. Wirtschaftlich? Wir stehen mit 19 Prozent Kostendeckung bundesweit sehr gut da.
    Ich will jetzt nicht ewig weiterschreiben, deshalb frage ich Sie nur:
    Wissen Sie diese ganzen Dinge nicht, oder sind sie Ihnen egal?
    Die Gesellschaft hat beschlossen, dass sie sich Theater, große, kleine, billige und teure, leistet und leisten will. Das kostet. Wollen Sie diesen Pakt aufkündigen? Zu wessen Gunsten? Ist Ihnen denn nicht klar, dass Sie denjenigen das Wort reden, die staatlich subventioniertes Theater im Grunde ihres Herzens unnötig, teuer und unwirtschaftlich finden? Denn: wie sollen wir eine so exklusive und drastische Kürzungsauflage nicht als erster Schritt zur Abwicklung, also als Frontalangriff werten? Mit dem Umbau sanieren Sie die Immobilie, nicht das, was in ihr passiert.
    Wir „kommen mit dem Geld nicht hin“, wie Sie sagen, und deshalb schneiden Sie uns noch viel mehr, nämlich das halbe künstlerische Budget ab?
    Sie irren, ich bin nicht bitter. Ich finde es aber enttäuschend und bin zunehmend ungeduldig, dass die Debatte nicht richtig losgehen kann, weil der Gegenseite so grundlegend die Sachkenntnis fehlt. Das ist schon frustrierend. Ich würde ja gern mal über staatlich subventionierte Kultur streiten, ist ja ein vielschichtiges Thema! Genauso wie die Folgen der Krise!
    Wie eingehend haben sich die Mitarbeiter der Kulturbehörde, des Senats oder auch die Abgeordneten, die es jetzt so wie Sie verteidigen, mit dem Schauspielhaus auseinandergesetzt, bevor sie einen so drastischen Entschluss gefällt haben?
    Und ich bin erstaunt, dass Hamburg es sich leisten kann, seine Kreativen zu vertreiben. Denn das ist das, was gerade passiert. Die Kürzungsbeschlüsse sorgen für viel Wirbel, und abgesehen von der riesigen Welle der Sympathie und geteilten Empörung, die uns entgegenschwappt, ist auch bundesweit verstanden worden, dass Hamburg unter schwarz-grün kein gutes Terrain für die Kunst ist, sondern für teure Hochglanz-Kultur mit städtischem Segen. Kein Humus, sondern eine Orchidee als Accessoire.
    Berlin hat vier große Ensembletheater, München zwei, und Hamburg reicht eins?
    Sie werden es wohl erst bei der Wahl merken:
    Sie können gar nicht soviel Kultur mit Taxe und Verschlankung fördern, wie Sie jetzt mit dem Angriff aufs Schauspielhaus zerstören.
    Einziger Lichtblick: die Stadt hat wohl schneller eine neue Regierung als wir einen neuen Intendanten.
    Kaum zu glauben, dass ich 12 Jahre lang grün gewählt habe. A propos: wenn Ihnen jeder ehemaliger Grünen-Wähler aus der Hamburger Kulturszene einen Zweizeiler mailen würde…aber das wissen Sie ja mittlerweile selbst.

    In langsam abklingender Vorfreude auf Antworten, die nicht kommen,

    Janning Kahnert.

    p.s. Die Kantine neu verpachten? Wer schwebt Ihnen denn da vor? Oder ist das tatsächlich nur eine ganz unschuldige Idee?

  9. Alexander Lepach sagt:

    Sehr geehrter Hr. Müller
    ich möchte die Diskussion mit ein paar Fakten anreichern, die Sie möglicherweise nicht kennen.
    In Ihren Kommentaren klingt immer wieder an, das Schauspielhaus brauche zuviel Geld, weil es selbst zu wenig erwirtschafte, dann wird noch der Vergleich mit dem Thalia-Theater gezogen, da gehe das doch auch.

    Im Bezug auf die Einnahmen hat die Diskussion m.E. jedes Maß verloren.
    Im Kreis vergleichbarer großer Sprechttheater belegte das Schauspielhaus in der Spielzeit 2008/09 bei den eigenen Erlösen den zweiten Platz. Auch wenn es überraschen mag, während der Intendanz von Hrn. Schirmer war das Haus ökonomisch auf einem guten Weg, die eigenen Einnahmen sind stetig gestiegen und lagen 2008/09 annähernd auf dem Niveau der letzten erfolgreichen Jahren der Baumbauerzeit – ähnlich wie die Besucherzahlen. Löschen Sie mal das Bild vom ewig kriselnden Schauspielhaus und schauen Sie sich die Theaterstatistik des Bühnenvereins an.
    Ihr Koalitionspartner Hr. Stuth bezieht sich stets auf die Daten der Spielzeit 2008-09. Das birgt noch andere Tücken: wollen Sie wirklich die Rekordzahlen, die Hr. Khuon am Ende seiner exzeptionellen Intendanz vorzuweisen hatte, zum Maßstab ihrer Politik erheben ? Das wäre für beide Theater fatal.
    Der Vergleich mit dem Thalia hinkt auch aus anderen Gründen.
    Ich nutze jetzt mal eine grüne Analogie: würden Sie mit einem Kinderanhänger ein Radrennen fahren wollen ? Wohl eher nicht.
    Das Junge Schauspielhaus ist unser Kinderanhänger: Wir lieben was drin sitzt! Aber mit einem Kinderanhänger fährt man natürlich langsamer, so wie das Schauspielhaus auf Einahmen verzichtet, weil die Preise im Kinder- und Jugendtheater niedriger sind.
    In anderen Städten (München, Berlin, Leipzig, Dresden) gibt es selbständige Kinder- und Jugendtheater, die mit 3- 6 Mio € gefördert werden. Das Schauspielhaus trägt das Junge Schauspielhaus aus seinem allgemeinen Etat – zum Schnäppchenpreis für die Stadt.
    Den Fahrradvergleich kann man noch weiter treiben – das Schauspielhaus fährt Hollandrad. Warum ? Nun – uns fehlt z.B. so etwas wie eine Gangschaltung: die Stadt hat uns in den 80ern anstelle von Probebühnen ein Parkhaus hinter die Bühne gebaut, während das Thalia auf einer technisch gut ausgerüsteten Probebühne seine Endproben durchführen kann. Deshalb müssen wir auf der Hauptbühne proben, oft umbauen und für eine Generalprobe auch einmal eine Vorstellung opfern.
    Das schlägt sich sowohl in den Personalkosten für die Bühnentechniker nieder als auch in einer geringeren Anzahl an Vorstellungen undauf der großen Bühne.
    Ich könnte jetzt noch mit vielen kleineren Punkten weitermachen, aber ich glaube, der Sinn ist klar geworden – bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Wenn schon der zuständige Senator es nicht tut, so bitte ich Sie, genauer hinzuschauen und dann zu entscheiden.
    Zum Abonnement das uns fehlt, weil Zadek es gekündigt hat und Hr. Stuth nichts dafür kann: auch wenn in der Theaterszene bezweifelt wird, das dies überhaupt noch möglich ist, versuchen wir seit 2005 wieder ein Abonnement aufzubauen – aber so etwas dauert lange Jahre.
    Ihr Argument mit der Gastronomie sollten Sie wirklich überdenken: als wir Interessenten im letzten Jahr die Höhe unserer aktuellen Pacht nannten, haben alle bis auf zwei ihr Interesse verloren.
    Ah ja, und beinahe hätte ich´s vergessen – wußten Sie eigentlich, dass die Zuwendung an das Schauspielhaus in der Spielzeit 1993/94 höher war, als sie es nach Ihren Plänen 2011/12 sein soll ? Was dass angesichts steigender Preise und Löhne (ca. 35 %) für unseren Betrieb bedeutet können Sie sich hoffentlich ausmalen. Wir müssen nicht mehr anfangen, für die Haushaltskonsolidierung zu sparen und uns verschlanken, wir machen das seit Jahrzehnten.
    Was bleibt ? – Die Hoffnung auf Dialog auf der Basis von Fakten.

    Mit herzlichen Grüßen
    Alexander Lepach

  10. Farid Müller sagt:

    Sehr geehrter Herr Lepach,
    vielen Dank für Ihre Zeilen zur Situation des Deutschen Schauspielhauses.
    Sie können mir glauben, dass die vom Senat beschlossene Kürzung auch mir keinen Spass macht, und wir werden als Abgeordnete, die den Haushalt letztlich verabschieden, uns intensiv damit beschäftigen.
    Ich glaube, es macht jetzt wenig Sinn, uns unsere jeweiligen Faktenlage vorzuwerfen, dies sollten wir in direkten Gesprächen klären.
    Dennoch bleibt die Frage der Einnahmesteigerungen zentral für das Haus, wenn die Kürzungen aufgefangen werden sollen. Mein Eindruck ist, dass es da seitens des Schauspielhauses eine gewisse Zurückhaltung gibt, was ich gerne noch verstehen will. Durch die Schuldenbremse in der Verfassung sind Bund und Länder gezwungen ihre Etats mit Ein- und Ausgaben in Ordnung zu bringen. Wenn wir es nicht tun, kämen wir unter Kuratell des Bundesfinanzministers, der dann durchregiert und kürzt.
    D.h. es geht für uns Abgeordnete (egal, wer gerade regiert) darum weniger auszugeben bzw. soviel auszugeben, wie reinkommt. Wenn die Kürzung nicht beim Schauspielhaus käme, müßte sie woanders stattfinden (hier ist es dann nicht mehr egal, wer regiert). Ich hätte z.B. ungern bei der Stadtteilkultur und bei den Live Musik Clubs gekürzt oder den Sozialbereich für die Kultur einspringen lassen. Ich denke, dass ein so großes Haus wie das Schauspielhaus, eher Möglichkeiten hat, sich Gedanken über Einnahmeverbesserungen zu machen, als ein kleinere Projekte.
    Schlussendlich will ich gerne als Abgeordneter dazu beitragen, dass von dieser Kürzung am Ende nicht viel beim Haus hängen bleibt. Und nehme auch Ihr Angebot zu einem Dialog gerne an.
    Mit freundlichen Grüßen
    Farid Müller

  11. Janning Kahnert sagt:

    Sehr geehrter Herr Müller,

    Sie schreiben, Sie würden gerne unsere Zurückhaltung verstehen.
    Sie können einen Autofahrer zu sparsamerem Fahren animieren, indem Sie die Spritpreise erhöhen, aber nicht, indem Sie den Motor ausbauen.
    Eine Kürzung von 1,2 Millionen ist schlicht deshalb nicht auffangbar, weil dann das Haus kaputt ist! Was sollen wir denn groß erwirtschaften, wenn auf der Bühne noch zwei Premieren pro Jahr stattfinden können, oder wenn alle kleineren Spielstätten geschlossen sind? Ein solches Stadttheater kann niemand ernst nehmen.
    Herr Müller, kein Gesprächspartner, auch nicht die älteren Intendanten, erinnert sich an einen solch drastischen Sparschritt, wenn nicht in den Folgejahren das betreffende Theater abgewickelt werden sollte!
    Niemand, der sich einen Tag lang mit dem Schauspielhaus beschäftigt, hält diese Kürzung für verkraftbar (ganz abgesehen von den Gutachtern von Taxom, die von der Behörde beauftragt wurden, nicht von uns, und die das Einsparpotenzial klar auf Null setzen, Stand Frühjahr 2010).
    Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder Sie beschäftigen sich seriös mit unserem Haus, dann werden Sie zu dem gleichen Schluss kommen. Oder Sie lassen es, dann müssen Sie sich sagen lassen, dass Sie aus Unwissenheit und grober Fahrlässigkeit die Abschaffung des Schauspielhauses als Bundesligist der Stadttheater mitgetragen haben.
    Mit freundlichem Gruß,
    Janning Kahnert.

  12. Farid Müller sagt:

    Sehr geehrter Herr Kahnert,
    Sie können sicher sein, dass weder ich noch meine Fraktion das Deutsche Schauspielhaus kaputt sparen, noch es abwickeln wollen.

    Wie schon gesagt, möchten wir einen Teil, der Kürzungen auffangen helfen, in dem sich das Haus auf die Mittel der Kulturtaxe bewirbt; ich habe die Einwände dagegen durchaus gelesen und werde diese auch bei der konzeptionelle Ausgestaltung dieser Kulturtaxe einbringen.

    Was ich nicht verstehen kann, ist die Sache mit Ihrem Beispiel Autofahren. Ich habe keineswegs angeregt, den Motor auszubauen, sondern ganz im Gegenteil, wenn das Benzin knapp wird, darüber nachzudenken, wie sonst noch ein Energiezufluss erfolgen kann. Wie wäre es denn mit einem Hybridmotor, der den alten Benzinmotor unterstützt?

    Sie sehen, es ist nicht alles so fix eindimensional, übrigens würde ich Sie gerne mal persönlich kennenlernen, Sie spielen auf der Bühne in St.Georg, ich lebe vor Ort, gerne lade ich Sie mal auf einen Kaffee ein. Nichts gegen Onlinekommunikation, aber in einer Großstadt geht ja auch manchmal der direkte Draht.
    Ich will damit überhaupt nicht diese Kommunikationsplattform abwürgen, aber mir scheint ein Kennenlernen kann ja nicht schaden.

    Mit herzlichem Gruß
    Farid Müller

  13. Anselm Lenz sagt:

    Verehrter Farid,
    einmal angerichtete Schäden in den Staatstheatern und der zugehörigen Szene sind irreparabel. Die Strahlkraft einer Stadt beginnt mit der Kultur. Ein fatales Zeichen, hier so kenntnislos und drastisch einschneiden zu wollen. Man strahlt nicht durch eine neue Konzerthalle allein. Gewachsene, etablierte Szenen und Produktionsstätten machen die kulturelle, soziale und in Verlängerung auch ökonomische Basis europäischer Großstädte aus. Das können Sie in Berlin besichtigen. Von Wien ganz zu schweigen.
    Wer exportieren will, muß produzieren. Und Hamburg schwächt sich als kultureller Produktionsstandort zusehends, die Export-Bilanz ist jetzt schon negativ. Wollten wir nicht einmal mit Städten wie Amsterdam, München, Stockholm mithalten. Oder sogar in einer Liga mit London und Wien spielen?

    Der Ruf nach Wirtschaftsallianzen in der Kultur sollte Ihrer nicht würdig sein. Es ist nicht die Aufgabe einer öffentlich-rechtlichen Kulturinstitution sich die Wirtschaft zum Freund und Spender zu machen. Die Kulturtaxe ist ein weiterer Versuch, kulturelles Schaffen über den Tourismus zu ökonomisieren. Kultur geht anders als Shoppen.

    Die Kürzung ist ein Fehler, der auf mangelnder Sachkenntinis und kulturellem Provinzialismus beruht und muß zurückgenommen werden. Ersatzlos. Die Debatte hat Hamburg jetzt schon genügend geschadet.
    mhG,
    anselm lenz

  14. Farid Müller sagt:

    Lieber Anselm Lenz,

    noch einmal, wir Grünen wollen keinen Schaden im Schauspielhaus anrichten. Es wird ganz sicher mit uns Grünen auch nicht die von Herrn Kurfess angekündigte Insolvenz geben. Ob die Vorschläge im Hinblick auf Sponsoring (macht das Haus jetzt schon und auch die anderen Theater) oder die Auslotung von anderen Einnahmeverbesserungen so des Teufels sind, da kann man im Jahr 2010 drüber streiten, insbesondere vor dem Hintergrund der miserablen Haushaltslage.
    Ich werde mich jedenfalls dafür einsetzen, dass eine Lösung gefunden wird, die dem Schauspielhaus eine künstlerisch wertvolle Weiterarbeit ermöglicht.Und den Hamburgerinnen und Hamburger ein spannendes Theater präsentiert.

    Mit herzlichen Grüßen
    Farid Müller

  15. Susanne Reifenrath sagt:

    Lieber Farid Müller,

    es geht doch längst nicht nur um das Schauspielhaus.
    Ich hoffe, das es den politisch Verantwortlichen dieser Stadt langsam Angst und Bange wird, da sie realisieren, welchen Schaden sie dem Ansehen der Stadt Hamburg inzwischen zugefügen.
    Egal, welche überregionale Zeitung sie in diesen Tagen aufschlagen, die Hamburger Kulturpolitik sorgt für Entsetzen (weil es für Spott und Hohn einfach zu traurig ist.) Soll Hamburg auf diese Weise für Touristen attraktiv gemacht werden? Wir haben inzwischen den Ruf einer durchweg langweiligen und kulturell völlig verwahrlosten und ambitionslosen Kulturpolitik! Die Kosten für diesen Imageschaden kann man gar nicht hoch genug ansetzen!
    (siehe: http://www.faz.net/-01iqyq )

    Diese Regierung reißt mit dem Hintern ein, was Hamburger Bürger in langer Tradition aufgebaut haben und das für eine so verschwindend geringe Einsparungssumme, dass es der Rede gar nicht wert sein dürfte.
    Mit erbitterten Grüßen

    Susanne Reifenrath

    PS: Auch in mir haben die Hamburger Grünen eine Wählerin verloren.
    Mit erbitterten Grüßen

  16. Maren Zindel sagt:

    Sehr geehrter Herr Müller,
    alle Beteuerungen, die Grünen wollten im Schauspielhaus keinen Schaden anrichten, aber es müsse eben gespart werden, klingen mehr als nur hohl, wenn zur Abfederung der existenzbedrohenden Einschnitte so sinnige Vorschläge wie „mit hochwertigerer Gastronomie ließe sich einiges machen“ oder „bei den Einnahmen ist noch Luft nach oben“ (Jens Kerstan) kommen, die auf nichts weniger schließen lassen als auf Sachkenntnis und verantwortungsvollen Umgang.
    Zur Gastronomie hat sich Herr Lepach ja schon geäußert, dass das Schauspielhaus in der letzten Spielzeit vergleichbar gut besucht war wie zu den Zeiten Frank Baumbauers, die ihm ja so gern vorgehalten werden, ging auch großflächig durch die Presse. Und dass ein subventioniertes Haus unter anderem deswegen subventioniert wird, um zum Einen die Kartenpreise erschwinglich zu halten, zum anderen ein Programm zu ermöglichen, das nicht Abend pro Abend 1300 verkaufte Plätze garantiert, sondern Risiken eingehen kann, dürfte auch hinlänglich bekannt sein. Die Luft nach oben auf der Einnahmenseite ist dementsprechend dünn.
    Man fragt sich allerdings, warum man überhaupt diese Lächerlichkeiten entkräften muss, mit anderen Worten: wie es sein kann, dass dermaßen extreme Maßnahmen beschlossen werden, ohne dass die Verantwortlichen sich auch nur flüchtig mit den Rahmenbedingungen des Schauspielhauses bekannt gemacht hätten. Und dass es Ihnen dann nicht einmal unangenehm ist, ihr Nichtbescheidwissen öffentlich zu machen, verschlägt mir – zum Glück nur fast – die Sprache.
    Sehr geehrter Herr Müller, ich kann nur sagen: Meine Stimme sind Sie los.
    Mit freundlichen Grüßen, Maren Zindel, St. Pauli

  17. Farid Müller sagt:

    Sehr geehrte Frau Zindel, sehr geehrte Frau Reifenhardt,

    mit Bedauern habe ich Ihre Drohung auf Stimmentzug zur nächsten Wahl gelesen. Ich hoffe jedoch, dass Sie die vergangene Wahlentscheidung nicht allein an die gleichbleibende Förderung der Stadttheater gebunden haben. Wir Grüne sind in Hamburg, wie alle, die zur zeit Regierungsverantwortung inne haben, von der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie den damit verbundenen Steuerausfällen konfrontiert. Hinzu kommen die unsinnigen Steuersenkungen von Schwarz-Gelb in Berlin zum Anfang diesen Jahres. Ich habe viele Wähler so verstanden, dass Sie von den Grünen und auch von mir erwarten, dem Gemeinwohl verpflichtet zu sein. Diese Verpflichtung nehme ich persönlich sehr ernst. Anders als Sie als Bürgerinnen soll ich doch als Abgeordneter das Ganze im Blick haben. Und das Ganze bedeutet, dass wir den Kulturetat in diesem Haushalt um mehr als 5% mit Regierungsantritt der GAL erhöht haben. Wir haben damit übrigens auch Kulturprojekte jenseits der „Staatstheater“ finanziert, genannt werden sollen hier nur die Live Music Clubförderung ( 200.000), die Stadtteilkultur ( 1.000.000), die Kreativgesellschaft ( 1.000.000), die Privattheater ( 2.000.000), die Filmförderung ( 2.000.000) u.v.m. Nun müssen wegen der leeren Kassen und der Schuldenbremse, 500 Mio.€ jährlich eingespart werden, da bin ich schon froh, dass wir Grüne auch dafür gesorgt haben, dass nicht massiv im Sozialen gespart wird, und wir bei der Kultur eine geringere Sparquote als in anderen Ressorts haben.
    Ich weiß, dass Sie diese Betrachtungen vielleicht nicht so im Blick haben, ich habe aber meinen Wählerauftrag so verstanden, dass ich dieses Blick haben soll, stellvertretend für die Wählerinnen und Wähler.
    Und bitte glauben Sie meinen grünen Abgeordnetenkollegen und mir, dass wir es nicht zulassen werden, dass das Deutsche Schauspielhaus kaputt geht. Wir werden uns dafür einsetzen, dass mit einem neuen Intendanten auch insgesamt ein positiver Neustart möglich ist. Mir wäre es auch lieber gewesen, gar keine Einsparungen im Kulturbereich zu haben, und ich bin sehr offen, für konstruktive Sparvorschläge, die ich gerne in die Diskussion unserer Fraktion und der Koalition einbringen will.
    Wenn Sie mit Ihrem Abgeordneten das direkte Gespräch suchen wollen, so lade ich Sie herzlichst auf eine Tasse Kaffee zu meinem nächsten Rathaus Kaffeetreff St.Georg am 23.Oktober, 16 Uhr ein. Croque Cafe La Famille, Lange Reihe 77.
    Mit freundlichen Grüßen
    Farid Müller

  18. Jutta Biel sagt:

    Lieber Herr Müller, wenn ich Ihre Darstellung lese, wird mir richtig schlecht, wie können die „Grünen“ das , was zur Zeit in Hamburg politisch passiert mittragen, da ist überhaupt keine „grüne“ Politik zu spüren, Wie konnte dieser inkompetente Herr Stuth auf diesen Posten geraten? Vielleicht könnte ich mich ja auch mal bewerben, ich zahle hier in Hamburg immerhin schon seit 44 Jahren meine Steuern und im Gegensatz zu Herrn Stuth war ich auch schon oft im Theater und in einigen Museen.Sie tragen doch die Entscheidungen mit, die im Rathaus unter einem Herrn Ahlhaus getroffen werden. Also, so blöd können die Hamburger wirklich nicht sein, dass bis zur nächsten Wahlentscheidung das vergessen wird. Auch von mir gibt es keine Stimme mehr für die GAL! Zur gehobenen Gastronomie im Schauspielhaus muß ich noch kurz anmerken, auch das würde Geld kosten, da man mit der vorhandenen Küche keine „gehobene Gastronomie“ zaubern kann. Außerdem ist das Schauspielhaus ein Theater und kein Eventtempel mit Gourmetangebot. Was hier gebraucht wird, ist eine solide Finanzierung des Haushaltes und keine Versprechen für besondere Projekte aus dem (im übrigen ja rechtlich auch nicht gesicherten) Kulurtaxentopf Almosen zugeteilt zu bekommen. Dank schwarz-Grün wurde hier überhaupt nichts abgewendet und wenn Ihnen das nicht bekannt ist, sind Sie ebenso uninformiert wie Herr Stuth.
    Mit freundlichen Grüßen Jutta Biel

  19. farid sagt:

    Hallo,
    leider kann ich Sie bei Twitter nicht finden. Haben Sie Ihren Account wieder gelöscht? Jedenfalls denke ich nicht dass jemand, der sich um Lösungen für das Schauspielhaus bemüht schämen sollte.

    Wenn es Sie gibt: Schicken Sie mir eine E-Mail, dann können wir ins Gespräch kommen (farid.mueller at gal-fraktion.de

  20. Marie Schwesinger sagt:

    Hallo Herr Farid Müller,
    ich schreibe Ihnen auf Ihre Antwort auf meinen Kommentar vom 1.10., ich las es erst jetzt und wollte noch mal antworten.
    Zunächst möchte ich klarstellen, dass ich nicht Mitarbeiterin des deutschen Schauspielhauses bin. Ich bin Studentin im 3. Semester, würde später gerne im Theaterbereich arbeiten und bin Hamburgerin. Das Deutsche Schauspielhaus war und ist eine sehr wichtige Instanz in meinem Leben, da ich sonst nicht studieren würde, was ich studiere (Szenische Künste). Doch ich argumentierenicht nicht aus der Notwendigkeit meinen Arbeitsplatz zu erhalten heraus, sondern weil ich langsam bemerke wie ein gesundes und wie ein ungesundes Verhältnis zwischen Politik und Kultur sein kann. Nicht umsonst haben wir an der Uni Hildesheim auch dne großen Bereich Kulturpolitik. Bei der Antrittsvorlesung zur Kulturpolitik dieses Semester war die Kulturministerin von niedersachsen da und hat in ihrem Vortrag sehr richtig klargestellt, dass wenn gespart werden muss, dann immer sofort bei der Kultur, obwohl paradoxer Weise der Kulturbereich der Bereich, wo faktisch am wenigsten eingespart werden kann, aber wenigsten Gewinn rauskommt für die Regierung. Aber das sei hingestellt.
    Der Kulturgipfel war, es wurde eine vorläufige Einigung gefunden, die Kampfansage hängt nicht mehr am Schauspielhaus. Dennoch geht die Diskussion hier und in Hamburg und in vielen Städten Deutschlands weiter. In wieweit hat die Politik das Recht in die Kultur einzugreifen? Wer bezeichnet, was gute Kunst und schlechte Kunst ist? Nach dieser Debatte und der Vorgehensweise habe ich ehrlich gesagt kein Vertrauen mehr darin, dass es jemals wieder ein gesundes Einverständnis zwischen Kunst und Politik geben kann. Denn es wurde einzig und allein über Geld diskutiert, über Besucherzahlen, über lehre Ränge. Aber nicht über Theater. Nicht über Inhalte, die im theater verahndelt werden, über Denkanstöße bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsen durch einen Theaterbesuch. Nein, es war Hierachie von Anfang an, wer ist stärker.
    Noch ein paar Anmerkungen.
    1. „Die 16,5 Millionen für die Obermaschinerie halten Sie für überfällig und selbstverständlich. Das erste stimmt, das zweite leider nicht. Dieser Betrag war und ist nicht im Investitionshaushalt der Kulturbehörde vorgesehen gewesen.“: Warum war das Geld nicht im Kulturetat vorgesehen? Dass erneuertbund renoviert werden muss, stand doch schon länger fest und wer soll es sonst bezahlen als die Stadt, wenn es ein staatstheaterist? Die Besucher, priovate Spender, die Mitarbeiter des Schauspielhauses?
    2. Sie schreiben von Bildung und Kita, aber ist theater nicht auch Bildung? Kulturelle Bildung?
    Ich muss sagen, dass ich immer noch grundsätzlich mit den theoretischen Grundsätzen der Grünen übereinstimme (Bildung, Atomkraft nein danke usw), aber jetzt sieht man, dass Sie mit in der Regierung sitzen, Ahlhaus akzeptiert haben und scheinbar nichts umsetzen können oder wollen. Klar, mit dem Volksentscheid und der Schhule war blöd. Aber Moorburg wird gebaut, die Elbvertiefung kommt und dann unterstützen Sie so einen Wahnsinn wie diese Kulturkürzungen. Schön ist nur, dass es einen Hauch von Stuttgart 21 auch in hamburg gibt. nur könne Sie sich jetzt nicht rühmen auf der „richtigen“ Seite gestanden zu haben. Ist das nicht bitter?
    Gut, was ich gerade schreibe ist zu allgemein und phrasenhaft, mein Fazit bleibt: Das es einen Kulturgipfel gab hat man weder den Grünen, noch der CDU zu verdanken, sondern einzig und allein den protesten, die gezeigt haben, dass man vor allem mit der CDU, aber auch mit der Politik der Grünen nicht einverstanden ist. Das gabs bei den Grünen vorher wohl nicht so oft, ist jetzt aber Fakt und sollte auswirkungen auf ihre Art von Politik haben.
    Ich bin Studentin und möchte später im theater ode rKulturbereich arbeiten, weil ich bemerkt habe, wie wichtig das Theater und die Inhalte für die Denkweisen, die L´Kulturelle Bildung und das Zeitverständis der menschen ist. Bitte nehmen sie mir das nicht weg, sondern tun sich mal ein bisschen öfter theater an. oder lesen. Gerade kann ich Hamlet sehr empfehlen. „Es ist was faul im Staate Hamburg…“
    Es grüßt aus Hildesheim
    Marie Schwesinger

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