Allgemein Gleichstellungspolitik

Hamburg bildet Imame und Religionslehrer aus

dynamosquito@flickr.com
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Bisher werden die Imame in Hamburgs Moscheen in Ankara, Damaskus oder Kairo ausgebildet.

Der Islam, der dort vermittelt wird, hat oft nicht viel mit den Lebensumständen der hier lebenden Menschen zu tun. Das soll sich jetzt für Hamburg ändern.

Wir Grüne haben deswegen im Koalitionsvertrag mit der CDU die Schaffung eines Lehrstuhls für die entsprechende Ausbildung durch die Gründung einer Akademie der Weltreligionen vereinbart. Nun hat die Uni Hamburg die Einrichtung für Juni 2010 bestätigt.

Neben der Imamausbildung wird eine zentrale Frage die Ausbildung von Religionslehrern für die Hamburger Schulen sein.

Wichtig ist jetzt, dass diese Ausbildung beginnen kann. Bisher ist mir  ein solcher Lehrstuhl nur von der Uni Münster bekannt. Ich freue mich, dass die Imamausbildung damit stärker in unsere Gesellschaft eingebunden wird.

Presseerklärung der Universität zum Lehrstuhl Islamische Theologie

6 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Jakob Michelsen sagt:

    Religionsunterricht an staatlichen Schulen gehört ebenso schon lange abgeschafft wie staatlich finanzierte theologische Professuren an Hochschulen! Beider Existenz widerspricht dem demokratischen Prinzip der Trennung von Staat und Religion sowie dem Verfassungsgebot der Freiheit der Wissenschaft. Dass diese beiden längst überlebten und per se undemokratischen Einrichtungen nun auch noch ausgeweitet werden, ist eine schlimme Fehlentwicklung. Dass die GAL sich sogar brüstet, dazu beigetragen zu haben, ist mehr als peinlich. Wenn man dann noch bedenkt, dass in den letzten Jahren an der Universität Hamburg viele renommierte, wichtige Fächer und Fachgebiete dem Rotstift zum Opfer gefallen sind (besonders in den Geisteswissenschaften; ich spare mir die Aufzählung der zur Genüge bekannten Beispiele), kann die Einrichtung einer behördlich finanzierten „Akademie der Weltreligionen“ nur als hochschulpolitischer Skandal bezeichnet werden. An staatliche Schulen und Hochschulen gehört lediglich Information über und Erforschung von Religionen – gleichberechtigt neben nichtreligiösen Weltanschuungen (z. B. im Rahmen von Ethikunterricht) und frei von jeglicher Bekenntnisbindung. Alles andere ist eine unakzeptable Privilegierung der (großen) Religionsgemeinschaften. Das haben ChristInnen ebenso wie Muslime und Juden/Jüdinnen endlich zu akzeptieren – daran wäre politisch zu arbeiten. Kurz: Was die GAL hier als integrationspolitischen Erfolg verkauft, ist in Wirklichkeit ein massiver gesellschaftlicher Rückschritt auf Kosten wirklicher Wissenschaft.

  2. Farid Müller sagt:

    Lieber Jacob Michelsen,

    vielen Dank für Deine kritischen Worte, zu denen ich gerne Stellung beziehe. Der politische Spielraum, den Religionsgemeinschaften an der Universität eigene Lehrstühle zu verweigern, ist sehr gering.

    In Deutschland gelten leider immer noch die Regelungen der Weimarer Reichsverfassung, wenn es um das Verhältnis zwischen Kirchen und Staat geht.

    In Artikel 7 Abs.3 Grundgesetz ist geregelt, dass anerkannte Religionsgemeinschaften das Recht haben, konfessionellen Relegionsunterricht an den staatlichen Schulen abzuhalten (in Hamburg wird erfreulicher Weise ein gemeinsamer Religionsunterricht für Alle unterrichtet). Die Ausbildung der Religionslehrer wiederum ist ebensfalls Aufgabe des Staates, eben an den jeweiligen Universitäten. In Hamburg gab es traditionell bis 2005 daher an der Uni nur einen Bereich für die Evangelische Kirche. Der damals alleinregierende CDU-Senat hat 2005 als letztes Bundesland mit beiden christlichen Kirchen Kirchenstaatsveträge geschlossen, die nicht kündbar sind. Wir Grüne haben damals mehrheitlich gegen diese Exklusivverträge gestimmt, weil wir dieses Vorgehen als veraltet empfunden haben. Wir hatten vorgeschlagen, in einem Gesetz grundsätzlich das Verhältnis zwischen allen in Hamburg relevanten Religionsgemeinschaften und der Stadt zu regeln.
    Nachdem nun aber beide Kirchen Staatsveträge hatten, war auch klar, dass die drittgrößte Religionsgemeinschaft in Hamburg, die Muslime, nicht weiter außen vor bleiben können. Denn der Staat muss die Religionsgemeinschaften gleich behandeln. Seitdem verhandelt die Stadt mit diversen islamischen Gemeinschaften und den Aleviten für entsprechende Verträge.
    Vor diesem Hintergrund gibt es keinen verfassungsrechtlichen Spielraum, nun Muslime anders zu behandeln als Christen. Deshalb begrüßen wir Grüne jetzt eben auch, dass es endlich anerkannt wird, dass Hamburg längst eine multireligiöse Gesellschaft ist.

    An sich müßte dasan der Uni auch bekannt sein, man mag darüber lange klagen, dass wir in Deutschland keine laizistische Tradition im Umgang mit den Kirchen haben, aber, wenn es schon so läuft, dann muss man auch anerkannte Religionsgemeinschaften als Staat gleichbehandeln, da bleibt kein großer politischer und rechtlicher Spielraum.

    Also, hier wird nicht geschummelt und wenn es Bedarfe an die Uni gibt, dann sollten diese nicht bei diesem Thema gegeneinander ausgespielt werden.

    Integrationspolitisch ist dieses Vorgehen im Übrigen alles andere, als eine Petitesse, ich glaube, die gesellschaftliche Anerkennung des Islam neben den Christlichen Kirchen, ist von enormer Bedeutung für unser Gemeinwesen. Und gerade eben auch die Ausbildung hier in Hamburg kann helfen, den europäischen Islam zu entwickeln.

    Lieben Gruß
    Farid Müller

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