SPD schlingert ohne Konzept
Die Zukunft des von Schwarz-Grün geplanten schwulen Jugendzentrums ist weiter offen. Dies ist das Ergebnis meiner Schriftlichen Kleinen Anfrage an den SPD-Senat.
Aufgrund der starken Nachfrage hatte der schwarz-grüne Senat Mittel für die Gründung eines schwulen Jugendzentrums bereit gestellt. Zwar hat die SPD nach Übernahme der Regierungsverantwortung diese zusätzlichen Mittel in Höhe von 65.000 Euro weiter im Etat belassen, doch sind sie nicht mehr für schwule, sondern für gleichgeschlechtliche Jugendarbeit vorgesehen. Nach dem bisherigen schwarz-grünen Konzept stünden insgesamt 105.000 Euro für schwule Jugendarbeit zur Verfügung. Die Aufweichung des Verwendungszwecks weist auf eine veränderte Zielsetzung hin. Was genau der Senat plant, bleibt ungewiss.
Die schwule Jugendberatung im Magnus-Hirschfeld-Centrum (mhc) hat in den Jahren 2009 und 2010 bei der Behörde Überlastungsanzeigen erstattet. Dadurch wurde deutlich, dass die Grenze der Beratungskapazitäten erheblich überschritten wurde. Der schwarz-grüne Vorgängersenat hatte aus diesem Grund Gelder für den stark unterfinanzierten Beratungsbereich bereit gestellt. Der SPD-Senat scheint nun aber ahnungslos, nach welchem Konzept er die Mittel verteilen soll. Stattdessen plant er die für das schwule Jugendzentrum vorgesehenen Gelder nun generell für gleichgeschlechtliche Jugendarbeit ein.
Das geplante schwule Jugendzentrum könnte so vor dem Aus stehen. Es war von Schwarz-Grün als Hauptansprechpartner und künftiges Kompetenzzentrum für Schulen und andere Jugendeinrichtungen vorgesehen. Ebenfalls sollte das Schul-Aufklärungsprojekt „Soorum“ dort angedockt werden, um die Expertise im Jugendbereich zu bündeln. Die von Schwarz-Grün angeschobenen Maßnahmen an den Schulen sollten aus diesem Zentrum heraus personell und inhaltlich begleitet werden. Auch sollte der zunehmende Bedarf an Hilfe bei schwulen Jugendlichen mit Migrationshintergrund von diesem Zentrum aus gedeckt werden.
Ich meine, die SPD regiert hier ohne Konzept für lesbische und schwule Beratungseinrichtungen. Ich warne den Senat davor, wachsende Probleme im Beratungsbereich von jungen Lesben und Schwulen mit einer Zersplitterung der bereitgestellten Zusatzmittel zu lösen. Jungen Menschen muss da geholfen werden, wo der Bedarf groß ist. Wenn neue Bedarfe als relevant von der SPD erkannt werden, müssen dafür auch neue Zusatzmittel bereitgestellt werden. Der Senat darf Lesben, Schwule und Transgender bei der Verteilung der Mittel nicht gegeneinander ausspielen.
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