Zwei Nachrichten ließen im September aufhorchen: Erstens dass die U5 als erstes großes Infrastrukturprojekt klimaschonend gebaut werden soll und zweitens, dass der Bau nun endlich 7 Jahre nach politischem Beschluss startet.
Im Februar diesen Jahres forderte der neu gegründete Klimabeirat des Senats, dass bei öffentlichen Infrastrukturprojekten, wie der U5, die CO2 Reduzierung mit berücksichtigt werden muss. Nun ist das Projekt seit 2015 in der Planung, der Baustart erfolgte am 30. September 2022, vor ein paar Tagen.
Doch Mitte September überraschten Hochbahn und Verkehrssenator Tjarks die Öffentlichkeit mit dem Versprechen, die U5 so klimaschonend wie möglich zu bauen. Und sie informierten über entsprechende Gutachten, die dazu in Auftrag gegeben wurden und nun vorliegen. Das Ergebnis: 70% der CO2-Emissionen, die bei einem heute üblichen Bauverfahren entstehen würden, lassen sich durch die Reduktionsstrategie einsparen.
Tatsächlich ist die Idee, CO2 reduzierend zu bauen, keine ganz neue, aber eine, die technisch noch am Anfang steht. Im Mittelpunkt dieses klimaschonenden Bauens stehen die Zement- und Stahlproduktion zwei zentrale Baustoffe, die leider auch für die hohen CO2-Ausstöße stehen.
Entscheidend für die Reduktionsstrategie sind vier Grundpfeiler:
- Es darf keine Abstriche hinsichtlich Funktionalität und Nutzungsdauer der U5 geben.
- CO2 wird zu einem Bewertungskriterium für den Bau – genau wie Zeit und Kosten.
- Auch die CO2-Emissionen, die an einem anderen Ort oder beim Transport der Baumaterialien entstehen, werden erfasst, die Klimabilanz deckt also den kompletten Herstellungsprozess ab.
- Es sollen nicht nur die heute bestehenden Möglichkeiten zur Emissionsverringerung genutzt werden, sondern es soll ein Prozess zur Weiterentwicklung emissionsarmer Herstellungsverfahren vor allem im Beton-, Zement- und Stahlbereich initiiert werden.
Hochbahn und Senat sehen diese Festlegung auf das klimaschonende Bauen der U5 auch als einen Beitrag, diese Art des Bauens mit den Aufträgen auch für die Bauindustrie marktfähig zu machen.
Und ganz ehrlich, die Forderung der Linken, stattdessen nun doch die Stadtbahn zu bauen, hat mich echt ratlos zurückgelassen. Seit 1997 gab es zwei Anläufe für den Bau dieser Stadtbahn, die wir Grüne zuerst der SPD und dann der CDU abgetrotzt hatten. Wegen der langen Planungsläufe für solche Infrastrukturprojekte, ist die Stadtbahn nie in die Nähe eines Baustarts gekommen. Jeweils der folgende politisch ohne die Grünen zusammen gesetzte Senat haben die Pläne dann eingedampft (zuletzt 2011 übrigens Olaf Scholz). 2015 haben wir Grüne dann in den Koalitionsverhandlungen unser Go für die U5 gegeben, damit der schienengebundene ÖPNV endlich weiter ausgebaut werden kann. Irgendwann muss man dann als politische Kraft auch zur Kenntnis nehmen, dass die Stadtbahn keine gesellschaftlichen und politischen Mehrheiten in Hamburg hat. Und eine U-Bahn ja nicht des Teufels ist, sondern eine teure und mit längeren Bauzeiten versehende Alternative ist. Die aber auch im Sinne eines starken ÖPNVs funktioniert und ein weiterer Grund ist, auf ein Auto verzichten zu können.
Infos zum Klimaschonenden U5-Bau:
https://www.hochbahn.de/de/projekte/u-bahn-ausbau/die-u5-fuer-hamburg
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