Im Frühjahr legte die rot-grüne Koalition in der Bürgerschaft ein soziales Maßnahmenpaket vor. Davor hatte die Innenbehörde mit umfangreichen ordnungspolitischen Maßnahmen am Hbf reagiert. Trotzdem hat sich die Situation für die Bürger in St.Georg nicht verbessert, im Gegenteil. Hier meine Analyse:
Es ist für viele Bürger*innen in St. Georg nicht verständlich, dass die mit dem Maßnahmenpaket verbundene Situationsverbesserung bisher im Stadtteil nicht eingetreten ist. Ich habe mich beim Polizeikomissariat am Steindamm und bei der Bahnhofsmission erkundigt, wie sich das erklärt. Folgende Szeniarien sind dafür mutmaßlich verantwortlich:
- Verdrängungseffekt durch ordnungspolitische Maßnahmen am Hauptbahnhof Die ordnungspolitischen Maßnahmen rund um den Hauptbahnhof, angefangen von 4er Polizeistreifen (je 2 Bundes- und Landespolizei); Waffenverbot, Alkeholkonsumverbot und Vidioüberwachung am Hachmannplatz tragen zu einer Verdrängung insbesondere der Drogenszene rein in den Stadtteil bei. Die SPD-geführte Innenbehörde hatte aber auch genau diesen Auftrag, den Hauptbahnhof „cleaner“ zu machen.
- Bauarbeiten am Drop Inn und deren Auswirkungen Die aktuellen Bauarbeiten für die Neugestaltung des ‚Drop Inn‘ Vorplatzes verdrängt aus gegebenen Umständen einen Teil der Drogenabhängigen in den Stadtteil. Immerhin, bis Ende des Jahres soll der Umbau abgeschlossen sein.
- Fehlende Unterkünfte für obdachlose Drogenabhängige Die von der Bürgerschaft beschlossenen Unterkünfte für die drogenabhängigen Obdachlosen sind zwar gekauft (ehemalige Büroräume in der Resoldstraße), aber noch nicht fertig umgebaut. Hinzukommt, dass auch erst ein Träger mit Personal gefunden werden musste, um die Unterbringung der Cracksüchtigen mit Drogenkonsum in der Einrichtung zu ermöglichen. Hier gibt es allgemein noch wenig Erfahrung,im Umgang, weil Hamburg hier bundesweit einen neuen Weg geht. Immerhin Zürich ist hier schon weiter. Noch im November soll die Einrichtung der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Die beiden Punkte 2. und 3. sind absehbar in der Umsetzung, Punkt 1 bleibt eine politische Abwägung, ob St. Georg mehr belastet oder die Belastung mehr den Passanten im Hbf zugemutet wird. Ich persönlich glaube, dass wir mit Umsetzung der beiden Punkte 2 und 3 schon mal einen großen Schritt nach vorne machen, um die Verlendung auf der Straße, in den Hauseingängen, vor Schulen und Kitas abzubauen.
Notwendigkeit von Ersatzdrogen gegen Beschaffungskriminalität
Ein weiterer entscheidender Punkt zur Entlastung von St. Georg wäre die Reduzierung der Beschaffungskriminalität bei Cracksüchtigen. Dies könnte durch die Einführung eines staatlich kontrollierten Ersatzdroge , ähnlich wie Methadon oder Heroin, gelingen. Die Gesundheitsministerkonferenz hat zwar einen Beschluss zur weiteren Forschung gefasst, aber konkrete Fortschritte lassen bisher auf sich warten.
Weitere Posts zum Thema:
Drob Inn: Stadt kauft Büros für Obdachlosenunterkunft
Maßnahmenpaket gegen Verlendung um den Hbf/Drob Inn/St. Georg
Hansaplatz: Alkeholverkauf oder Konsum verbieten?