Als die Bagger anrollten, befürchteten viele, nicht nur auf St.Pauli, dass die Schilleroper jetzt doch abgerissen wird – trotz Denkmalschutz, trotz der städtischen Bemühungen, das alte Zirkuskuppelgerüst zu erhalten. Aber nein, es ist anders und trotzdem muss diese Trauerspiel jetzt mal enden.
Das Gebäude war um 1890 als fester Spielort des Zirkus Busch errichtet und später als Theater und Opernhaus genutzt worden. Seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es dort keine Aufführungen mehr. Das Gebäude mit seiner denkmalgeschützten Stahlkonstruktion hat in der Zwischenzeit verschiedenste Nutzungen erfahren. Seit vielen Jahren verfällt es nun
ungenutzt.
Das Denkmalschutzamt und der rot-grüne Senat bemühen sich seit Jahren, den Verfall des im Privatbesitz befindlichen Gebäudes aufzuhalten und eine neue Nutzung mit Mehrwert für St. Pauli zu realisieren. Die neue Eigentümerin möchte anstelle der Schiller-Oper drei neue Gebäude mit Rotklinker-Fassade errichten. Ein wesentlicher Faktor für die weiteren Planungen muss aber die Erhaltung des denkmalgeschützten Stahlgerüstes der Schiller-Oper und dessen Integration in ein Konzept für das Gesamtgrundstück sein. Der Zustand des Stahlgerüsts wurde in der Vergangenheit vonseiten des Denkmalschutzamtes und der Eigentümerin unterschiedlich
bewertet.
Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen war deshalb um fachliche Stellungnahme zu diesen divergierenden Bewertungen gebeten worden und hat 2018 hierzu ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben, welches den Zustand der Schiller Oper auf
bauliche Mängel und Schäden untersucht hatte. Dieses Gutachten ist seitdem im Transparenzportal veröffentlicht.
Die Eigentümerin weigert sich dennoch, die notwendigen Sanierungsmaßnahmen in Angriff zu nehmen, weshalb das Denkmalschutzamt letztes Jahr eine sogenannte Ersatzvormaßnahme in die Wege leitet, bei der die Stadt die Sanierung beauftragt und der Eigentümerin dann in Rechnung stellt. Das Verfahren ist leider mit Ausschreibung der handwerklichen Arbeiten aufwendig und soll jetzt im zweiten Quartal 2021 endlich beginnen.
Parallel hatte die Eigentümerin beim Bezirksamt auf einmal einen Abrissantrag für die Gebäude um die Zirkusrotunde gestellt. Das Denkmalschutzamt war natürlich alarmiert und hat um statische Infos gebeten, damit beim Abriss der nicht denkmalgeschützten Gebäudeteile „aus Versehen“ oder wegen der instabilen Statik der Zirkusrotunde womöglich gleich alles einstürzt.
Offenbar ist das nun geprüft worden, und gleichzeitig bestand wohl Einsturzgefahr der Mantelbebauung, weshalb jetzt schnell gehandelt werden musste.
So kann das aber aus meiner Sicht nicht weitergehen. Deshalb mein Appell an die Eigentümerin: Verkaufen Sie das Grundstück an die Stadt, denn Ihre Bebauungspläne werden sicher nicht genehmigt, wenn das Denkmal nicht von Ihnen erhalten bleibt und in einen Neubau sinnvoll und denkmalgerecht integriert wird. Weil Sie das nicht wollen, geht es für Sie nicht weiter und das Grundstück bleibt weiter in diesem Zustand. Das muss sich endlich ändern! Lassen sie die Stadt ran, dann kann alles stadtteilgerecht mit Denkmalschutz entwickelt werden.
Mehr Infos zum Thema: https://schilleroper-ini.blogspot.com/
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