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Maßnahmenpaket gegen die Verelendung um den Hbf/Drob Inn/ St.Georg

Seit Monaten ist die Situation um den Hauptbahnhof, beim Drogenkonsumraum Drob Inn und in St. Georg ein Besorgnisthema. Nun haben Senat und rot-grüne Bürgerschaftsfraktionen ein Maßnahmenpaket vorgelegt.Über 550.000 Menschen passieren täglich den Hbf, Tausende in St. Georg und um zu sehen die Verelendung und erleben auch die Drogenbeschaffungskriminalität. Seit letztem Sommer hat die Innenbehörde sogenannte ordnungspolitische Maßnahmen angekündigt oder schon angeschoben, wie z.B. gemeinsame Streifen im Hauptbahnhof mit der Bundespolizei. Oder ein Waffenverbot, Videoüberwachung am Hachmannplatz und ein jetzt in der Bürgerschaft beschlossenes Alkoholkonsumverbot (weil viele Straftaten im Alkoholrausch begangen werden) rund um den Hbf.

Dennoch ist die Polizei hier klar in der Kommunikation, dass es sich in erster Linie um ein soziales und gesundheitliches Problem handelt. Und genau jetzt wird es nun leider etwas kompliziert, weil auch die Lage komplex ist:

Seit 1 bis 2 Jahren nach Pandemie haben sich zwei „Problemgruppen“ zusätzlich zu den schon bestehenden Drogenabhängigen beim Drob Inn entwickelt. Zum einen die Gruppe von ca. 80-130 drogenabhängigen Geflüchteten (meist aus Afghanistan), die wegen ihres Drogenkonsums (zuerst Kokain, jetzt zunehmend auch Crack) aus ihren Unterkünften verwiesen wurden und seitdem auf der Straße leben. Zum anderen eine Gruppe von ca. 100 osteuropäischen Obdachlosen, die in die Cracksucht abgeglitten sind. Letztere Gruppe meist ohne Sozialanspruch auf eine öffentliche Unterbringung.

Da Crack bisher nicht substituiert werden kann (die Gesundheitsministerkonferenz der Länder haben eine entsprechenden Forschungsauftrag beschlossen, das Problem betrifft viele Großstädte) hilft hier leider weder Heroinersatz noch Methadon. Die gesundheitliche Verelendung der Drogenabhhängigen ist bei Crack besonders groß. Was eben auch auf den Straße das Bild abgibt.

Deshalb wollen die rot-grünen Abgeordneten und die Sozialbehörde nun folgendes auf den Weg bringen:

  • mehr Notschlafplätze am Drob Inn und weitere Unterkünfte (nicht am Hbf) für diese beiden drogenabhängigen Obdachlosengruppen, die den Drogenkonsum akzeptieren. Mit diesen Übernachtungsplätzen sollen die Menschen gesundheitlich stabilisiert werden, so dass die Obdachlosigkeit den mit dem Crackkonsum einhergehende Gesundheitsprobleme nicht verschlimmern.
  • es sollen dahoc Ärzte/Psychologen bei entsprechender Lage hinzugezogen werden
  • die Bahnhofsmission soll die vielen bestehenden Straßensozialarbeitenden koordinieren und für die Obdachlosen mehr optimale Betreuung als bisher ermöglichen
  • mobiles Beratungsangebot in einem Bus-Shuttle für Obdachlose, aber auch für Anwohnende
  • statt polizeiliche Ansprache, sollen eine Art soziale Interventionsteams im öffentlichen Raum Obdachlose und Drogenabhängige auf soziales Verhalten hin ansprechen (ggfs. auch mit Dolmetscherhilfe)
  • der August-Bebel-Park vor dem Drob Inn soll weiter umgestaltet werden und es soll zur Straße hin ein Sichtschutz entstehen
Bahnhofsmission als neue Koordinierungsstelle für (drogenabhängige) Obdachlose

Eine Überlegung, dass wir bis es eine Ersatzdroge für Crack gibt, praktisch „Crack auf Rezept“ an die Süchtigen ausgeben, um ihre Beschaffungskriminalität (mit die meisten Delikte in St. Georg) zu vermeiden, hat bisher keine Umsetzung gefunden. Weil Crack als sehr gesundheitlich sehr gefährlich gilt, und der Staat natürlich eigentlich kein „Gift“ an Menschen verteilen soll (Hamburg würde dafür auch erst einmal eine Bundes-genehmigung als Modellprojekt brauchen).

Jetzt gilt es, all diese Maßnahmen auf den Weg zu bringen und parallel ständig zu prüfen, ob und wie die Maßnahmen greifen. Was ist Eure Meinung dazu, was habt Ihr in St. Georg erlebt? Schreibt mir gerne in der Kommentarfunktion!

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Mein Beitrag beim Podcast „Wie ist die Lage?“

Drob Inn: Drogensubstitutions-Ambulanz wird verlängert

Hansaplatz: Videoüberwachung soll kommen

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