Es vergeht keinen Tag in den letzten Wochen, an denen sich nicht neue Opfer von Mißbrauch an katholischen Schulen und Einrichtungen melden. Der Hamburger Weihbischoff Jaschke will nun den Zölibat öffnen, so dass Priester in Zukunft auch heiraten könnten. Ich finde diese Diskussion überfällig, auch, wenn sexueller Mißbrauch und Zölibat nicht in einem direkten Zusammenhang stehen. Als Rechtspolitiker finde ich es aber richtig über die Strukturen zu reden, die solche Taten begünstigen. Und nicht nur über Verjährungsfristen der Täter, die erst helfen, wenn die Tat bereits begangen ist. Auch eine Hamburger Schule – das St. Ansgar-Gymnasium – ist von Mißbrauchsfällen betroffen, so das diese Diskussion – mit dem Vorschlag von Jaschke – nun endgültig auch Hamburg erreicht hat.
Die diskutierteVerlängerung von Verjährungsfristen für sexuellen Mißbrauch (bisher 10 Jahre nach dem 18. Geburtstag und in schweren Fällen 20 Jahre) hilft den aktuellen Opfern nichts mehr, denn man kann diese Fristen nicht nachträglich verlängern. Ich denke, wir müssen uns alle die Fälle ansehen und prüfen, wie weit die Fristen zwischen Tat und Meldung der Opfer auseinanderliegen. Sollte sich herausstellen, dass die gesetzlichen Fristen bei der überwiegenden Anzahl der Opfer nicht greifen, muß über eine sinnvole Verlängerung nachgedacht werden. Auch die recht kurzen Fristen von 3 Jahren für eine zivilrechtliche Entschädigung stehen aus meiner Sicht auf dem Prüfstand.
Doch, aus meiner Sicht müssen wir auch eine Diskussion über die Strukturen in diesen Schulen führen, die solch eine Häufung von sexuellen Mißbrauchsfällen erst möglich machen. Immerhin erhalten diese konfessionellen privaten Schulen auch Steuergelder, damit sie einen staatlichen Auftrag erfüllen. Damit sind auch die Bundesländer in der Verantwortung, um in Zukunft bei solchen Trägern für mehr Sicherheit gegen sexuellen Mißbrauch zu sorgen.
Die von Weihbischoff Jaschke angestoßene Diskussion um die Abschaffung des Zölibats bereichert die Debatte, um die Frage, wie können wir Strukturen in den Schulen, Internaten und Chören schaffen, die sexuellen Mißbrauch verhindern helfen.