Seit 2 Jahren diskutiert die Stadt und die SPD über ein Hamburger Seilbahnprojekt über die Elbe. Angestoßen wurde dieses Vorhaben von der Musical-Firma Stage Entertainment, die in Hamburg 3 Musicaltheater (König der Löwen, Tarzan und Rocky) betreibt. Ein viertes Theater ist im Bau und soll im Herbst 2014 neben dem bereits bestehenden Musicaltheater „König der Löwen“ fertig gebaut sein.
Der erste Vorschlag sah eine Seilbahn von St. Pauli mit der Zwischenstation der beiden Musicaltheater auf der anderen Elbseite bis nach Wilhelmsburg vor. Dann gab es den erwartbaren Widerstand bei solchen Projekten, einerseits wehrte sich die Hafenwirtschaft gegen eine Seilbahn über „ihren“ Hafen bis Wilhelmsburg. Andererseits wehrten sich viele St. Paulianer und Neustädter dagegen, noch weitere Belastungen durch die dann erwarteten mehr Touristenströme zu stemmen.
Aber, die SPD benutzte nur den Widerstand der Bürger vor Ort, um ihre eigene Agenda für St. Pauli weiter offen zu lassen. Andy Grote (SPD) und neuer Bezirksamtsleiter für Hamburg Mitte, gab seine Agenda frei bei einem Empfang der IG St. Pauli Anfang des Jahres bekannt. Demnach sieht er weiterhin den gescheiterten Bau einer mittleren Konzerthalle für St. Pauli als dringlich und wichtig an, so dass er sich nicht mit einem Seilbahnprojekt politisch belasten will. Denn seiner Einschätzung nach, würde bei einem umstrittenen Bau einer Seilbahn, das Fenster für einen weiteren umstrittenen Bau einer Konzerthalle erst einmal geschlossen.
Andy Grote und die Mitte SPD hatten seinerzeit die alte Rindermarkthalle für eine solche mittlere Konzerthalle vorgesehen und flugs eine St. Pauli Music Hall GmbH gründen lassen. Nach einem Aufstand im Karoviertel und auf dem Kiez gegen diese Pläne, mussten diese von der SPD erst einmal an diesem Standort beerdigt werden.
Auf der anderen Seite wollte nun aber die SPD dem Unternehmen Stage Entertainment mit über 1.000 Angestellten nicht einfach nein sagen, so kam man auf die Idee seine Verbindungen spielen zu lassen….Und es kam die Idee einer Seilbahn aus dem Stadtteil Hafencity auf. Hier konnte Herr Peter Maßmann (Mitglied im SPD-Landesvorstand) mit seiner Beratungsfirma hilfreich sein.Denn seine Beratungsfirma berät ein internationales Projektbüro mit dem Seilbahnproduzenten Leitner als Kunde….So wurde dann die Hafencity-Seilbahn als Ablenkungsmanöver ins Spiel gebracht, denn erstens gibt es in der Hafencity, anders als auf St. Pauli, kaum Bürgerproteste (weil bisher nicht sehr viele dort wohnen) und zweitens konnte man vor der Öffentlichkeit eine „konstruktive Rolle“ als Regierungspartei spielen. Das man dabei dann ungeschickt erneut das Unternehmen Stage Entertainment vergrätzte (sie erfuhren von den Plänen aus der Presse) nahm man in Kauf. Und natürlich warnten viele Kenner des Hafens vor dieser Streckenführung, die auf der anderen Elbseite auch über sicherheitsrelevante Gebiete laufen sollte. Es kam, wie es kommen musste, die Behörden lehnten die Seilbahn aus der Hafencity aus Sicherheitsgründen ab, so dass dann nur noch die Trasse von St. Pauli zum Musicaltheater bleibt.
Der Senat gibt nun dieses Projekt wieder an den Bezirk zur Genehmigung ab. Hier aber sind für diese Strecke keine Mehrheiten, auch von uns Grünen nicht, zu erwarten. Wir Grüne hätten eine gewisse Sympathie für eine Streckenführung bis Wilhelmsburg gehabt, weil eingebettet in den HVV, sich hier eine verkehrliche Entlastung der überfüllten S3 nach Harburg ergeben hätte können. Doch, wie oben erwähnt, ist diese Strecke von der Hafenwirtschaft nicht erwünscht, ernsthaft geprüft wurde sie allerdings auch nicht.
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Nun soll ein Bürgerbegehren pro Seilbahn möglicherweise diese Situation auflösen. Diese Überlegung geht vom Hamburger Tourismusverband aus. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. In einer ähnlichen Situation beim Bau des damals umstrittenen Ikeas in Altona, gab es auch ein Pro Bürgerbegehren, was dann auch mit hoher Beteiligung gewann. Nur, die Altonaer Bergstraße in ihrem Verfall ist eine „Baustelle“ als eine Seilbahn, die jedenfalls kein aktuelles Problem löst, sondern einfach „nice to have“ für das Unternehmen Stage Entertainment wäre.
Nun, hat sich die SPD bei diesem Thema völlig verheddert. Anstatt der Stage Entertainment ehrlich gleich zum Anfang zu sagen, dass die Seilbahnpläne politisch nicht gewünscht sind, wurde das Unternehmen auf eine zweijährige Endlostour durch die Gremien und Bürgerbeteiligung geschickt. Und dann auch noch mit einem Konkurrenzprojekt blossgestellt, welches von Anfang an kaum Chancen auf eine Realisierung hatte, schlimmer kann es kaum noch kommen. Wenn nun auch noch ein oder zwei Bürgerbegehren – dafür und dagegen – kommen, kann der Bezirk sich dank der SPD weiter mit diesem Projekt rumschlagen….